Hintergrund der Studie
Die Studie besteht aus einer systematischen Analyse wissenschaftlicher Studien zum nachhaltigen Wirtschaften in Deutschland und erstellt so eine Gesamtbilanz von voranschreitenden Unternehmen in Deutschland aus verschiedenen Branchen. Unter Mitwirkung der GWT stellen Prof. Dr. Remmer Sassen (TU Dresden), Leyla Azizi (TU Dresden), Vera Braun (TU Dresden) und Dr. Colin Bien (nRole) sowohl systematische Fehlstellen und methodische Herausforderungen als auch Unternehmen heraus, die als Leuchttürme nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland angesehen werden können.
Leuchttürme für Nachhaltigkeit im Unternehmen
Es werden 10 Unternehmen porträtiert, die als Good-Practice-Beispiele gelten können. Unterteilt sind diese in drei Kategorien
- Unternehmen in der Transformation
- Unternehmen mit Kerngeschäft Nachhaltigkeit und
- Start-ups und kleine Unternehmen.
In diesem und zwei folgenden Blogbeiträgen (Unternehmen mit Kerngeschäft Nachhaltigkeit & Start-ups und kleine Unternehmen) werden die porträtierten Unternehmen vorgestellt. Darüber hinaus lohnt sich für Interessierte ein Blick hier in die gesamte Studie.
Unternehmen in der Transformation
Beginnend werden die Unternehmen der ersten Kategorie vorgestellt. Jedes davon erfüllt mindestens eins von 17 vorher ausgewählten Kriterien (siehe Abb. unten) wie z.B., dass es einen veröffentlichen Bericht nach dem Global Reporting Initiative (GRI) Standard hat oder Mitglied des B.A.U.M. e.V. ist.

Beispiel I: Deutsche Telekom AG
Ein Unternehmen, welches beide der eben genannten Kriterien (und noch mehr) erfüllt, ist die Deutsche Telekom AG. Es ist das größte Telekommunikationsunternehmen in Deutschland und beschäftigte im Jahr 2019 mehr als 218.000 Mitarbeitende weltweit. Sukzessiv hat der Konzern das Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren in die Unternehmensstrategie eingeführt und nennt es sogar seit 2019 als offiziellen Teil dieser. Die CR-Strategie (Corporate Responsibility) beinhaltet drei Hauptaspekte:
- Nachhaltige Lebensweisen in einer digitalen Welt,
- Zugang und Teilhabe an der Informations- und Kommunikationsgesellschaft, und
- Klima- und Ressourcenschonende Gesellschaft.
Darunter gliedern sich wiederum verschiedene Themen wie u.a. Datensicherheit, Digitalisierung und nachhaltige Lieferketten. Die Deutsche Telekom AG hat sich des Weiteren ambitionierte, nachhaltige Ziele gesetzt. Beispielsweise soll eine nachhaltige Anlagestrategie für die Kapitalanlagen der Deutschen Telekom entwickelt und implementiert werden. Außerdem soll der Stromverbrauch des Konzerns auf 100 % erneuerbare Energien umgestellt werden. Hinzu kommen auch sozialpolitische Ziele wie eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen.
Verankerung von Nachhaltigkeit im Unternehmen
Wird die Deutsche Telekom AG genauer betrachtet, zeigt sich, dass Nachhaltigkeit und Corporate Responsibility bereits stark im Unternehmen verankert ist. So trägt nicht nur der Vorstand die CR-Gesamtverantwortung, es gibt zusätzlich CR-Manager:innen, die für die Umsetzung der CR-Strategie zuständig sind. Durch ein CR-Board ergibt sich zudem eine Rückkopplung zwischen CR und dem Kerngeschäft. Die Richtlinien sind dabei formal und verbindlich festgelegt. Hinzukommt ein IT-basiertes CR-Controlling, das die Prozesse misst und steuert. Die Deutsche Telekom AG hat ein integriertes Gesundheits‑, Sicherheits- und Umweltmanagementsystem sowie Compliance Management Systeme implementiert.
Weitere Informationen aus dem Steckbrief
Erfüllte Kriterien der Studie
- GRI, DNK, IÖW
- DNP (Sieger Großunternehmen 2018)
- Mitglied B.A.U.M e.V., Econsense
- UN Global Compact
- LifeVerde Liste
Highlights des Nachhaltigkeitsmanagements
- Ethisphere Award: Award als eines der ethischsten Unternehmen der Welt
- Cloud-Computing: CO₂-Emissionen Reduzierung durch Cloud-Angebote für Kunden:innen
- Flottenmanagement: Nutzung CO₂-optimierter Fahrzeuge im Unternehmen
- Weniger Plastik: Reduzierung von Kunststoff bei der Herstellung von SIM-Lochkarten
Beispiel II: Tchibo GmbH
Ebenso ein großes Unternehmen, dass als Good-Practice-Beispiel in der Studie nachhaltiges Wirtschaften in der Kategorie „Unternehmen in der Transformation“ ist, ist die Tchibo GmbH. Sie wurde 1949 in Hamburg gegründet und ist vor allem für den Handel mit Kaffee bekannt. Hinzukommt ein wechselndes Non-Food-Sortiment sowie Dienstleistungen im Bereich Reisen und Mobilfunk. Bereits seit über 15 Jahren gehört das Thema Nachhaltigkeit auch in diesem Konzern zu einem der strategischen Ziele, das von der Geschäftsführung vorangetrieben wird.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der Tchibo GmbH umfasst neun Themengebiete:
- Nachhaltigkeitsmanagement,
- Transformation,
- Mitarbeitende,
- Gesellschaft,
- Kund:innen,
- Menschen und Arbeitsrechte,
- Umweltschutz,
- Non-Food‑,
- und Kaffeelieferkette.
Dabei verfolgt das Unternehmen verschiedene Ziele, die in regelmäßigen Berichtserstattungen ausführlich beschrieben werden (nach GRI & DNK Standard). Darunter z.B. den Anteil nachhaltiger Baumwolle auf 100 % erhöhen oder die verursachten Emissionen reduzieren.
Verankerung von Nachhaltigkeit im Unternehmen
Das Thema Nachhaltigkeit ist bei der Tchibo GmbH an mehreren Stellen verankert. So sind die Verantwortlichkeiten für die nachhaltigen Maßnahmen im Unternehmen klar geregelt und ziehen sich durch alle Hierarchieebenen. Des Weiteren ist es seit 2006 offizieller Bestandteil der Geschäftsstrategie und im Verhaltenskodex (Code of Conduct) verankert. Dieser Kodex hat nicht nur Auflagen für das Unternehmen selbst, sondern auch für Mitarbeitende sowie Zulieferanten und Geschäftspartner:innen. Diese Anforderungen sowie das unternehmerische Handeln der Tchibo GmbH orientiert sich an internationalen Standards wie beispielsweise der internationalen Menschenrechtscharta der ILO.
Weitere Informationen aus dem Steckbrief
Erfüllte Kriterien der Studie
- GRI, DNK
- DNP (Sieger Großunternehmen 2016, B.A.U.M e.V. Preis
- Mitglied B.A.U.M e.V.
- UN Global Compact
- LifeVerde Liste
- Grüner Knopf
Highlights des Nachhaltigkeitsmanagements
- Lieferkette: Die Tchibo GmbH setzt sich für nachhaltige und soziale Lieferketten ein.
- Materialien: Es werden Naturfasern aus biologischen Anbau, synthetische Fasern und Kunststoffe aus recyceltem Material sowie chemisch produzierte Fasern aus Zellulose verwendet.
- Tierfaser-Sortiment: Ab 2021 verwendet Tchibo kein konventioneller Kaschmir mehr.
- Recycling: Um eine Kreislaufwirtschaft herzustellen, wurde 2018 erstmals recycelte Wolle eingesetzt.
- Work-Life-Balance: Das Unternehmen unterstützt Mitarbeitende, einen Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben zu finden. Dafür bietet es z.B. Sportkurse im hauseigenen Freizeitzentrum an.
Mit Tchibo im Gespräch – der Podcast
Du möchtest mehr über die Tchibo GmbH und das Thema Nachhaltigkeit erfahren? Für die Studie wurde ein Podcast mit dem Unternehmen aufgenommen. Hier kannst du ihn hören.
Beispiel III: REWE Group
Das dritte und letzte Unternehmen der Kategorie „Unternehmen in der Transformation“ ist die REWE Group. Die Gruppe wurde 1927 gegründet und agiert in über 20 europäischen Ländern. Mit einem Umsatz von 62,7 Mrd. Euro im Jahr 2019 und über 360.000 Mitarbeitenden ist es ebenfalls eins der großen Unternehmen in Deutschland. Einer der ersten wichtigen Schritte Richtung Nachhaltigkeit ging die REWE Group bereits Anfang der 90er-Jahre, als sie als einer der ersten Akteure bundesweit Fair Trade Kaffee ins Sortiment aufnahmen. Daraufhin folgten viele weitere Maßnahmen. Bis heute ist die REWE Group in einem umfänglichen Transformationsprozess, der aufgrund seiner Inhalte bereits ausgezeichnet wurde.
Nachhaltigkeit gehört bei der REWE Group zum Leitbild des Unternehmens. Die CR-Strategie gründet sich dabei auf vier Hauptaspekten:
- Grüne Produkte,
- Energie, Klima und Umwelt,
- Mitarbeitende,
- gesellschaftliches Engagement.
Diese Hauptthemen werden des Weiteren in unterschiedliche Handlungsfelder untergliedert, in denen das Unternehmen durch Projekte und Kooperationen stetig neue Ziele erreicht. Ebenso wie die zwei anderen, bereits vorgestellten Unternehmen, hat auch die REWE Group ambitionierte Ziele im Bereich Nachhaltigkeit. Dazu gehört unter andere, dass der Anteil der umweltfreundlichen Eigenmarkenverpackungen bis zum Jahr 2030 auf 100 % erhöht werden soll sowie die Erhöhung der Anzahl zertifizierter Produkte im Markt. Im sozialpolitischen Bereich engagiert sich das Unternehmen für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Führungspositionen. Darüber hinaus arbeitet die REWE Group daran, bis 2025 ein Beschwerdemechanismus-System für die relevanten Lieferketten einzuführen.
Verankerung im Unternehmen
Bei der REWE Group liegt die Verantwortung für die Nachhaltigkeitsstrategie bei den Vorstandsvorsitzenden. Zudem gibt es einen Fachbeirat für Nachhaltigkeit sowie ein strategisches Nachhaltigkeitsmanagement. Zweimal im Jahr veranstaltet das Unternehmen eine gruppenweite Nachhaltigkeitsinformationsveranstaltung.
Weitere Informationen aus dem Steckbrief
Erfüllte Kriterien der Studie
- GRI, DNK, IÖW
- DNP (Sieger Deutschlands nachhaltigste Initiative 2010), B.A.U.M e.V. Preis
- Mitglied B.A.U.M e.V.
- LifeVerde Liste
- Grüner Knopf
Highlights des Nachhaltigkeitsmanagements
- Gebäude: Neue Märkte der REWE Group werden nach den Kriterien des DGNB gebaut.
- Innovationen: Das Unternehmen verwendet das „Natural Branding“, um Plastikverpackungen zu vermeiden.
- Verpackungsideen: Die Gruppe erhielt den Sonderpreis „Verpackung“ des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für Ideen zum Thema „Verpackungen von morgen“.
- Plastik: Die REWE Group hat eine Initiative, die das Ziel hat, Plastik einzusparen. Sie nennt sich „Raus aus Plastik“.
Das waren die ersten drei Good-Practice-Beispiele aus der Studie “Stand nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland”.
Im nächsten Beitrag stellen wir dir die nächste Kategorie “Nachhaltigkeit im Kerngeschäft” vor.
Diesen Beitrag teilen