Nachhal­tig­keits­stra­te­gie: Beispie­le für Nachhal­tig­keit im Kerngeschäft

Lesezeit: 4 Minuten
In diesem Artikel stellen wir dir weitere Good-Practice-Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften vor.

Einleitung: Good-Practice-Beispiele Teil II

Im ersten Beitrag dieser Blogreihe haben wir von der Studie "Stand nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland" berichtet. Innerhalb der Studie wird erforscht, auf welchem Stand die deutsche Wirtschaft in einer Gesamtbetrachtung ist. Neben Fehlstellen und methodischen Herausforderungen, die in diesem Bereich vorhanden sind, hat die Studie auch Good-Practice-Unternehmen herausgearbeitet. Diese wurden in drei Kategorien unterteilt:

Im vorherigen Post wurde die erste Kategorie mit den Unternehmen die Deutsche Telekom, Tchibo GmbH und REWE Group vorgestellt. In diesem Artikel setzen wir die Steckbriefe der Studie mit der nächsten Kategorie fort. Dabei geht es um Unternehmen, die Nachhaltigkeit bereits in ihrem Kerngeschäft integriert haben. Nach welchen Kriterien diese Unternehmen bewertet wurden, kannst Du im ersten Beitrag nachlesen. Außerdem kannst Du hier die vollständige Studie einsehen.

 

Inhaltsverzeichnis

Beispiel I: VAUDE Sport GmbH & Co. KG

Das erste Unter­neh­men, welches Nachhal­tig­keit in sein Kernge­schäft integriert hat, ist ein deutscher Sport­ar­ti­kel­her­stel­ler mit rund 500 Mitar­bei­ten­den: VAUDE Sport GmbH & Co. KG. Schon in den späten 1990er Jahren integrier­te der Konzern nachhal­ti­ges Handeln in das unter­neh­me­ri­sche Handeln. Durch eine Übernah­me von Antje von Dewitz 2009 wurde das Thema Nachhal­tig­keit im Unter­neh­men nochmals voran­ge­bracht und ist heute zu einem zentra­len Profit­ele­ment geworden.

Die Strate­gie

Das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie Nachhal­tig­keit im Unter­neh­men integriert ist. Es handelt sich um mehr als eine Nachhal­tig­keits­stra­te­gie – Unter­neh­mer­tum wird hier als Beitrag zum Gemein­wohl verstan­den. Aus dieser Sicht­wei­se heraus wurden insge­samt zehn Einzel­stra­te­gien festge­legt, von denen sieben einen klaren Bezug zu Nachhal­tig­keit haben. Das Unter­neh­men orien­tiert sich bei den Maßnah­men und Strate­gien an verschie­de­nen, angese­he­nen Nachhal­tig­keits­stan­dards wie dem GRI oder EMAS.

Nachhal­ti­ge Ziele

Die VAUDE Sport GmbH & Co. KG verfolgt sowohl ökolo­gi­sche als auch sozia­le Ziele im Unter­neh­men. Ein Beispiel für Erste­res ist die Steige­rung des Gesamt­an­teils umwelt­freund­li­cher Produk­te an der Gesamt­kol­lek­ti­on. Hier sollen 2021 bis zu 83 % erreicht werden. Auch die Reduzie­rung der Emissio­nen durch die Mitar­bei­ter­mo­bi­li­tät soll stetig reduziert werden. Im sozia­len Bereich engagiert sich das Unter­neh­men für eine gerin­ge Fluktua­ti­ons­ra­te im Unter­neh­men. Des Weite­ren hat es das Ziel, die Zufrie­den­heit der Endkon­su­men­ten zu steigern. Als Maßnah­me dient dazu ein aktiver Dialog zwischen Firma und Endverbrauchern:innen.

Veran­ke­rung im Unternehmen

Das Thema Nachhal­tig­keit ist tief im Unter­neh­men veran­kert und wird auch durch die Geschäfts­füh­rung offen nach außen vertre­ten. Es gibt nicht nur eine Nachhal­tig­keits­stra­te­gie bei VAUDE, sondern auch einen Verhal­tens­ko­dex. Außer­dem ist Nachhal­tig­keit Teil der Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie. Zusätz­lich wird das Thema durch inter­ne CSR-Teams stetig voran­ge­trie­ben. Die Mitglie­der stammen aus unter­schied­li­chen Branchen­be­rei­chen. Im gesam­ten Unter­neh­men werden darüber hinaus verschie­de­ne Manage­mentan­sät­ze integriert, wie z.B. die des Green­peace Detox Committ­ment oder die der Gemeinwohlökonomie.

Weite­re Infor­ma­tio­nen aus dem Steckbrief

Erfüll­te Krite­ri­en der Studie

  • GRI, DNK, GWB
  • DNP (Sieger Deutsch­lands nachhal­tigs­te Marken 2015, B.A.U.M e.V. Preis
  • Mitglied B.A.U.M e.V., Unter­neh­mens­Grün e.V.
  • LifeVer­de Liste
  • JobVer­de
  • Grüner Knopf

Weite­re Highlights des Nachhaltigkeitsmanagement

  • Klima­neu­tra­li­tät: Seit 2012 sind die Firmen­zen­tra­le und die dort herge­stell­ten Produk­te klimaneutral.
  • Fair Wear: Bei 99 % der Produk­ti­on werden stren­ge Vorga­ben des Fair Wear Standards befolgt.
  • Recycling: Das Unter­neh­men hat eine eigene Upcycling-Werkstatt gegrün­det, in der Stoff­res­te verar­bei­tet werden.
  • Wissen: Die VAUDE Acade­my gibt Wissen über nachhal­ti­ges Wirtschaf­ten an andere Unter­neh­men weiter.
  • Bauen: Der Umbau der Firmen­zen­tra­le fand nach den Nachhal­tig­keits­stan­dards der DGNB statt.

Gemein­sam im Gespräch

Für die Studie wurde ein Podcast mit der VAUDE Sport GmbH & Co. KG aufge­nom­men. Hier kannst du ihn hören.

Beispiel II: Memo AG

Das nächs­te Unter­neh­men, das Nachhal­tig­keit im Kernge­schäft veran­kert hat, ist die Memo AG. Dabei handelt es sich um einen Versand­han­del für Büro, Schule, Haushalt und Freizeit. Von Anfang an war Nachhal­tig­keit Teil der Unternehmensvision.

Die Strate­gie

Die Memo AG bietet Produk­te an, die langle­big, recycle­bar und repara­bel sind. Eine gute Quali­tät steht an erster Stelle. Das hat nicht nur das Ziel, die Kunden­zu­frie­den­heit zu steigern, sondern auch eine effek­ti­ve Ressour­cen­scho­nung zu ermög­li­chen. Das Unter­neh­men hat fünf Handlungs­fel­der bestimmt, in den Berei­chen Ökono­mie, Ökolo­gie und Soziales:

  • Produk­te
  • Menschen
  • Ökono­mie
  • Prozes­se und Ressourcen

Nachhal­ti­ge Ziele

Als Versand­han­del hat die AG einige Ziele, die mit Verpa­ckun­gen und Materia­li­en zusam­men­hän­gen. Darun­ter zum Beispiel die Verrin­ge­rung von versen­de­ten Paketen je Kunden­auf­trag. Dazu nutzen sie ein Mehrweg-Versand­sys­tem mit dem Namen “memo Box”. Des Weite­ren will das Unter­neh­men den Anteil der Produk­te mit Umwelt­zei­chen und Labels im Sorti­ment auf 40 % bringen. Um Emissio­nen zu sparen, soll der Anteil erneu­er­ba­rer Energien auf 95 % erhöht werden. Außer­dem verfolgt die AG sozia­le Ziele wie die Steige­rung der Mitarbeiter:innenzufriedenheit und ein höheres Angebot freiwil­li­ger, betrieb­li­cher Sozialleistungen.

Veran­ke­rung im Unternehmen

Bei der Memo AG sind Umwelt- und Quali­täts­zie­le gleich­ran­gig mit betriebs­wirt­schaft­li­chen und sozia­len Zielen. Es wurde eine Abtei­lung für Nachhal­tig­keits­ma­nage­ment etabliert, das zur Kontrol­le und Koordi­na­ti­on der einzel­nen Abtei­lun­gen einge­setzt wird.

Weite­re Infor­ma­tio­nen aus dem Steckbrief

Erfüll­te Krite­ri­en der Studie

  • GRI, DNK, IÖW
  • DNP (Deutsch­lands recycling­pa­pier­freund­lichs­tes Unter­neh­men 2009), B.A.U.M e.V. Preis
  • Mitglied B.A.U.M e.V., Unter­neh­mens­grün e.V.
  • LifeVer­de Liste
  • Grüner Knopf

Weite­re Highlights des Nachhaltigkeitsmanagements

  • Energie: Seit 2001 bezieht die Memo AG 100% des Stroms aus erneu­er­ba­ren Energien.
  • Reisen: Geschäfts­rei­sen werden mit der Deutschen Bahn getätigt.
  • Nachhal­ti­ge Print­me­di­en: Für Mailings wird zerti­fi­zier­tes Papier verwendet.
  • Grüner Versand: Mehrweg-Versand­sys­tem sowie die Rücknah­me von gebrauch­ten Produkten.
  • Radlo­gis­tik: Die Memo AG hat den Anteil der Sendun­gen mit Radlo­gis­tik um 26% gesteigert.
  • Eigen­mar­ke: Seit 2018 wird ein Wasch­mit­tel der Eigen­mar­ke in einer 1L Flasche aus 100% recycel­tem Kunst­stoff angeboten.

Beispiel III: Neumark­ter Lamms­bräu, Gebr. Ehrnsper­ger KG

Das dritte und letzte Unter­neh­men der Katego­rie ist die Neumark­ter Lamms­bräu, eine Braue­rei, die in der 7. Genera­ti­on geführt wird. Schon vor 40 Jahren begann das Unter­neh­men Umwelt­the­men in die Unter­neh­mens­stra­te­gie zu integrie­ren und gilt deshalb als einer der Pionier­be­trie­be von Bio-Bieren.

Die Strate­gie

Alle Geträn­ke des Betrie­bes werden aus 100 % ökolo­gi­schen Zutaten herge­stellt und haben somit Bio-Quaili­tät. Mit zehn fest veran­ker­ten Grund­sät­zen haben sich Inhaber und Geschäfts­füh­rung zur Nachhal­tig­keit selbst verpflich­tet. Eine steti­ge Verbes­se­rung der unter­neh­me­ri­schen Umwelt­po­li­tik wird genau­so angestrebt wie eine Wachstumsneutralität.

Nachhal­ti­ge Ziele

Die Ziele der Braue­rei liegen vorran­gig bei der Verbes­se­rung einer nachhal­ti­gen Produk­ti­on. Der spezi­fi­sche Wärme­ver­brauch soll beispiels­wei­se gesenkt werden, es wird eine steti­ge Reduzie­rung der anfal­len­den CO₂-Emissio­nen angestrebt und die nachhal­ti­ge Beschaf­fung soll optimiert werden. Um den Umwelt­schutz auch außer­halb des Unter­neh­mens voran­zu­brin­gen, engagiert sich die Neumark­ter Lamms­bräu für Boden­schutz und Biodiversität.

Veran­ke­rung im Unternehmen

Nachhal­tig­keit ist als Unter­neh­mens­ziel veran­kert und wird durch ein Nachhal­tig­keits­ma­nage­ment kontrol­liert und voran­ge­bracht. Des Weite­ren hat die Braue­rei Manage­ment­sys­te­me wie ISO 9001,14001 oder EMAS in die Unter­neh­mens­struk­tur implementiert.

Weite­re Infor­ma­tio­nen aus dem Steckbrief

Erfüll­te Krite­ri­en der Studie 

  • GRI, DNK, IÖW
  • EMAS
  • Deutscher Nachhal­tig­keits­preis (Top 3 nachhal­ti­ge Marke 2009)
  • Mitglied B.A.U.M e.V., Unter­neh­mens­grün e.V.
  • LifeVer­de Liste

Weite­re Highlights des Nachhaltigkeitsmanagements

  • Zerti­fi­ka­te: Die Bio-Bieere sind verbandszertifiziert.
  • Biodi­ver­si­tät: Die Biodi­ver­si­tät des Stand­orts der Braue­rei betrug 2019 insge­samt 13%.
  • Auszeich­nun­gen: Die Neumark­ter Lamms­bräu erhielt eine Auszeich­nung als “Blühen­der Betrieb”, den EMAS-Award und den deutschen CSR-Preis in der Katego­rie “Biodi­ver­si­täts­ma­nage­ment”.

Das waren die drei Good-Practi­ce-Beispie­le der Katego­rie “Unter­neh­men mit Nachhal­tig­keit im Kernge­schäft” aus der Studie Stand nachhal­ti­gen Wirtschaf­tens in Deutschland.

Im nächs­ten Beitrag stellen wir dir die Beispie­le der dritten Katego­rie “Start-ups und kleine Unter­neh­men” vor.

Dr. Colin Bien

Colin ist Gründer von .nRole. Als promovierter Wirtschaftswissenschaftler mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt hat er den Onlineshops True Fabrics gegründet und daher umfassende Kompetenzen im E-Commerce und Onlinemarketing. Zuvor gründete er die Event- und DJ-Agentur Boom le Choc mit. Er co-initiierte das europaweit größte Netzwerk für Nachhaltigkeit an Hochschulen (HOCHN) und hat als freiberuflicher Trainer für den Europäischen Rechnungshof gearbeitet. Erfahrungen in der Nachhaltigkeitsberatung hat er als Werkstudent in verschiedenen Beratungen gewinnen können. Er war Koordinator für Nachhaltigkeitsfragen an der Universität Oldenburg und zuletzt wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg. Colin hat an den Universitäten Oldenburg, Lüneburg und der ESCP Berlin doziert, mit dem Schwerpunkt auf Geschäftsmodellentwicklung grüner Start-ups.

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